API vs. EDI - Was ist die Zukunft?

Julian Kowatsch

12. November 2021 | Zuletzt aktualisiert: 12. November 2021 | Basics | 6 min

Unternehmen stehen heutzutage nicht zuletzt aufgrund der Folgen der Coronapandemie unter immer größer werdendem Digitalisierungsdruck. Um zum einen wettbewerbsfähig zu bleiben und zum anderen um Leistungsträger halten zu können, ist es ratsam, den Einsatz von neusten Technologien und Arbeitsweisen immer wieder zu evaluieren und ggf. zu implementieren. Denn dies senkt Kosten und steigert die Attraktivität als Arbeitgeber. Aus diesem Grund wird versucht möglichst viele Geschäftsprozesse zu optimieren sowie Prozessschritte zu digitalisieren bzw. zu automatisieren.

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Heutzutage kommt man beim Thema “Automatisierung von Informationsaustausch” kaum an den “EDI” und “API“ vorbei. Sie stellen die aktuell gängigen Verfahren dar, wie Unternehmen untereinander, aber auch unternehmensintern automatisierten Datenaustausch vorantreiben können. Spätestens bei der Auswahl einer geeigneten Softwarelösung wird oft von einer vermeidlichen Wahl zwischen EDI und API gesprochen. In vielen Artikeln wird sogar das Ende von EDI prophezeit. (Wie zum Beispiel hier: Is EDI dead? We asked 200 Supply Chain Executives on Their Thoughts | Reuters Events | Supply Chain & Logistics Business Intelligence )

Doch wie viel ist an den Aussagen der Artikel bzw. Autoren dran? Kann man diese beiden Technologien überhaupt so einfach miteinander vergleichen?

Im Folgenden behandeln wir genau diese Fragen und klären am Ende auf, auf was Sie bei der Auswahl der Datenintegrationslösung achten sollten.

Kurz: Was ist EDI?

EDI steht für “Electronic Data Interchange”, zu Deutsch “Elektronischer Datenaustausch”. Es wird vor allem das Ziel verfolgt, mit dem Einsatz der Technologie den Belegaustausch zwischen Unternehmen zu digitalisieren. Hierbei werden Beleginformationen, bspw. aus einer Rechnung, in ein Maschinen-lesbares Format als Datei an den Kommunikationspartner geschickt, das dann automatisiert ausgelesen werden kann.

Das Themengebiet von EDI behandelt dabei vor allem die Standardisierung der

  • Kommunikationswege / -kanäle &
  • Dateiformate

EDI findet seine ersten Anfänge um 1960 und wurde vor allem in den 70er Jahren stark vorangetrieben. Dadurch ist die Technologie ganz klar die ältere im Vergleich. EDI ist trotz der langen Geschichte und der teilweise in die Jahre gekommenen Transportmethodik heutzutage noch sehr gefragt und präsenter denn je.

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Kurz: Was ist API?

API steht für die englische Bezeichnung “Application Programming Interface”, zu Deutsch “Anwendungsprogrammierschnittstelle“. Neben der Bereitstellung der API wird meist noch eine detaillierte Dokumentation bereitgestellt, die die Schnittstellenfunktionen mit ihren Parametern beschreibt. Einen allgemeinen Standard zum Aufbau der Schnittstellenfunktionen gibt es dabei nicht.

Das Themengebiet von API behandelt vor allem

  • Bereitstellung einer synchronen Datenschnittstelle &
  • Dokumentation der Schnittstelle

Die Technologie wurde in den 2000 Jahren entwickelt und ist im Vergleich zu EDI die neuere Technologie. Seit Jahren ist ein sehr starker Trend in Richtung Kommunikation über APIs zu verspüren.

Der Vergleich

Wo unterscheiden sich EDI und API und wo gibt es Schnittmengen? Eine kleine Gegenüberstellung schafft mehr Klarheit.

Die Unterschiede von EDI und API auf einen Blick

ThemaEDIAPI
Geschichteum 1970 Jahreum 2000 Jahre
Kommunikation
asynchron
synchron
Nachrichtenstandards
EDIFACT, X12, IDoc etc.
(individuelle Schnittstellen)
TransportSFTP, AS2, E-Mail, File SystemSOAP-API, REST-API
Dokumentation/Hilfe
oft nicht veröffentlicht, aber vorhanden
meist öffentlich zugänglich und gut dokumentiert
Kosten
ab gewissem Nachrichtenumfang
ab gewissem Nachrichtenumfang
Batch processing

Gemeinsamkeiten

Thema
1
Beschleunigung der internen Geschäftsprozesse
2
Hohe Kostenreduktion möglich
3
Enorme Kommunikationsbeschleunigung zwischen Partnern
4
Mehr Transparenz
5
Bessere Datenqualität und -verfügbarkeit
6
Viele positive Kollateraleffekte
7
Initialer zeitintensiver Abstimmungsaufwand zwischen Kommunikationspartnern notwendig
8
Zusätzlicher Verwaltungsaufwand (ist weitaus geringer als bei manueller Datenübertragung, fällt bei Managed Service weg)
positiv / neutral / negativ

Unterschiede im Transport

Während EDI den Datenaustausch komplett impliziert, d. h. auch die Strukturierung der Daten und das Umwandeln der Daten, beschäftigt sich das Thema API “nur” mit dem Datentransport.

Aus diesen Gründen lassen sich die zwei Technologien nur im Bereich Nachrichtentransport vergleichen. Hierbei unterscheidet sich der klassische EDI-Transport von der Funktionsweise einer API. Im Folgenden ist die Funktionsweise einer asynchronen Kommunikation mit einer synchronen Kommunikation gegenüber gestellt.

Bei asynchroner Kommunikation sind Senden und Empfangen von Daten zeitlich versetzt. Bei synchroner Kommunikation passiert dies quasi zeitgleich. Auch wenn zwischen Senden und Empfangen wenige Sekunden liegen, kann man noch von synchroner Kommunikation sprechen, wenn das Senden und Empfangen in einem Ablauf passiert.

Unterschiede in den Standards

Datenformate existieren bei APIs nicht wirklich, daher bedient man sich den EDI-Nachrichtenstandards. Und das ist auch sinnvoll so lange keine bessere und gängigere Herangehensweise, Informationen Maschinen-lesbar zu strukturieren, gibt. APIs sind meistens individuell strukturiert. EDI-Nachrichtenstandards wurden über Jahrzehnte entwickelt und stetig angepasst, erweitert und optimiert. Sie stellen somit eine ausgereifte und lange erprobte Struktur bereit.

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Unterschiede in der Dokumentation

Dokumentation der Transportkanäle

Aufgrund der moderneren Herangehensweise sind API-Schnittstellen in den meisten Fällen besser beschrieben. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, die Dokumentation für APIs öffentlicht bereitzustellen. Hierzu gibt es viele Software-Lösungen, die zum Teil die Automatisierung für die API-Anbieter erledigen wie beispielsweise das Open-Source-Tool Swagger.

Natürlich können EDI-Schnittstellen genauso gut beschrieben sein wie API-Schnittstellen, jedoch zeigen Erfahrungswerte aus der Praxis, dass hier APIs die Nase vorne haben.

Dokumentation der EDI-Nachrichtenstandards

Fast alle gängigen EDI-Standards werden exzellent von großen Organisationen dokumentiert und aktuell gehalten. Gerade aus diesem Grund, dass alle Parteien auf einem soliden Grundbaustein ihre auszutauschenden Informationen strukturieren können, macht es EDI-Standards zu verwenden.

Beispiel: EDIFACT/ORDERS D11A: UN/EDIFACT D.11A - Message [ORDERS]

Fazit

EDI is not dead and will not die!

EDI lebt weiter und das sogar noch ziemlich lange. Es ist anzunehmen, dass der Transport noch lange über die “alten“ Transportkanäle parallel bzw. hauptsächlich abgewickelt wird.

Wie stirbt EDI nicht aus?

Hierzu blicke man auf den Transportkanal X.400. Dieser Transportkanal, in Deutschland auch als “Telebox400” der deutschen Bundespost bekannt, stellt eine Alternative zum Datentransport von E-Mails über das Internet bereit.

Eine Alternative Kommunikation zum Internet?

Ja, richtig! Im Jahr 1984 wurde dieses System erstmals veröffentlicht und wird tatsächlich heutzutage noch sehr häufig verwendet, auch wenn sich das Internet in der Breite längst als Hauptkommunikationskanal etabliert hat.

Warum wird dann heutzutage noch über X.400 kommuniziert?

Never change a running system. Selbst wenn die Kommunikationsweise veraltet ist und eine Umstellung auf eine Kommunikation über das Internet sinnvoller erscheint, würde eine Umstellung einer Aufwand-Nutzen-Gegenüberstellung nicht standhalten können. Warum sollte man daher die funktionierende und perfekt eingerichtete Kommunikation mit seinen Geschäftspartnern umstellen?

Sobald eine Kommunikation einmal eingerichtet ist, stellen EDI-Kommunikationspartner ihre eingerichtete Kommunikation erst umfassender um, wenn dies einen großen Mehrwert erbringt. Entstehenden Kosten und Zeitaufwände aus solchen Projekten müssen gerechtfertigt sein.

Was wäre, wenn eine effizientere Datenaustauschmethode existierte und ein Umstieg gerechtfertigt wäre?

Aber auch im Falle, dass eine neuartige API den kompletten Datentransport übernimmt, werden vermutlich weiterhin die Datenformate der EDI-Welt benutzt. Der Transport an sich ist ja eigentlich nur ein Teilaspekt dieser Welt. Vor allem der Mapping-Prozess und die Strukturierung der Daten in Maschinen-lesbare Formate ist elementar für die Verarbeitung.

Was gilt es zu beachten bei der strategischen Auswahl einer Datenintegrationslösung?

Es ist zu empfehlen, eine Anwendung zu implementieren, die beide Welten beherrscht. Anforderungen aus der EDI- als auch API-Welt sollten effizient und nachhaltig umgesetzt werden können. Auch wenn Sie sich für einen Managed Service entscheiden, ist dies ein sehr wichtiger Faktor. Ihr Dienstleister wird selbst Software für die Umsetzung einsetzen. Kann diese Software bestimmte Anforderungen nicht erfüllen, führt das schnell zu hohen Kosten auf Seiten des Kunden. Daher sollte man auf Nummer sicher gehen und sich die Lösung präsentieren lassen und auch die Funktionalität bestätigen lassen.

Außerdem: Der wirklich anspruchsvolle Teil in der EDI-Welt ist das Verstehen und Beherrschen der verschiedenen Austauschformate. Der Datentransport sollte nie ein Hindernis für die Kommunikation mit Geschäftspartnern darstellen. Die Auswahl eines kompetenten Dienstleisters sorgt daher für einen reibungslosen Ablauf in der Einführung eines Datenintegrationsprozesses per EDI oder API.

Eine Parallel-Beschäftigung von zwei unterschiedlichen EDI-Dienstleistern kann daher eine sinnvolle strategische Entscheidung sein, wenn man Zweifel an aufgekommenen Kosten hat oder Umsetzungszeiten von Projekte zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

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